Opposite Editorial: Sara Walther

field notes #32

5. Mai 2023 | Sara Walther

Portrait von Sara Walther
©Jeremy Knowles

Liebe Leser*innen,

Ende letzten Jahres habe ich meine Tätigkeit bei der Neuen Zeitschrift für Musik aufgenommen. Einige Fragen, auf die ich seitdem immer wieder zurückkomme, sind diese: Für wen schreiben wir eigentlich? Wer sind die Menschen, die sich mit zeitgenössischer Musik und ihren Diskursen auseinandersetzen? Was wollen sie lesen? Was ist relevant?

Wer die neue Musik ist, scheint ebenso schwer bestimmbar zu sein, wie was die neue Musik ist. Und gerade das macht es ja auch so spannend. Schaut man sich etwa den Berliner Konzertkalender an, blickt er mit großer Offenheit zurück. Der Ideenreichtum, die Vielzahl von Stilen und Formaten, die musikalischen und medialen Grenzüberschreitungen spiegeln den Puls der Zeit. Hier wird Ungehörtes hörbar gemacht und Diskurse entfacht, die vorher nicht geführt wurden.

Ich freue mich im Mai zum Beispiel auf Nihiloxica, einem LiveProjekt des Labels Nyege Nyege Tapes, das am 16. April mit avanciertem Techno im silent green zu Gast ist. Ab Juni ist endlich wieder Open-Air-Saison, unter anderem mit dem Spektakel »CATS of BERLIN« über Tiere, Müll und schrottreife Beziehungen im Patriarchat der Musiktheaterkombo glanz&krawall. Bei der zehnten Ausgabe des Festivals Heroines of Sound im Juli stehen Mikrotonalität, Drone und Noise im Zentrum. Und auch das A L’Arme Festival für progressiven Jazz fordert im August dazu auf, einmal tief durchzuatmen und sich bewegen, aufrütteln und wiederbeleben zu lassen.

Ich wünsche einen frohen Sommer mit Impulsen, die bleiben. Wir sehen uns!

– Sara Walther
Sara Walther ist Journalistin für Print und Rundfunk und seit Oktober 2022 Redakteurin der Neuen Zeitschrift für Musik, die beim Schott Music Verlag in Mainz erscheint. Sie studierte Musikwissenschaft und Gesang an der Folkwang Universität der Künste in Essen, davor Journalismus und Philosophie in Leipzig und Berlin.

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