Ensemble Adapter

field notes #4

1. November 2017 | Lisa Benjes

Die vier Mitglieder des Ensemble Adapter sitzen einer holzvertäfelten Bar und trinken Kaffee.
©Ensemble Adapter

Das deutsch-isländische Ensemble Adapter zeichnet sich bereits durch seine ungewöhnliche Besetzung aus: Den Kern der Gruppe bildet ein Quartett aus Kristjana Helgadóttir (Flöte), Ingólfur Vilhjálmsson (Klarinette), Gunnhildur Einarsdóttir (Harfe) und Matthias Engler (Schlagzeug). Je nach Projekt wird der Klangkörper mit ausgewählten Gastinstrumentalist*innen erweitert. Für Werke mit ganz großer Besetzung hat das Ensemble Adapter gemeinsam mit den drei Berliner Ensembles Sonar Quartett, ensemble mosaik, und Ensemble Apparat das Ensemblekollektiv Berlin gegründet.

Heim- und Spielstätte des Ensembles sind die brutalistischen Hallen des ExRotaprint im Wedding. Mit dem Bau verbindet das Ensemble vor allem eins: Die Reduktion auf das Wesentliche. Das Ensemble blickt gern über die gängigen Funktionsweisen des Klassikmarktes hinaus und entwickelt im Sinne der neuen Musik seine ganz eigenen Ansätze.

Bei der Repertoirebildung etwa entziehen sich die vier Musiker*innen der ungeschriebenen Regel der Aufmerksamkeitsökonomie, wonach einzelne Komponist*innen zeitweise überpräsent sind und danach oft schnell wieder aus dem Fokus der Ensemble- und Festivallandschaft verschwinden. Stattdessen setzt Adapter in Sachen Repertoirefindung auf eine organische Entwicklung in der Zusammenarbeit mit Komponist*innen, mit denen »die Chemie stimmt« – egal ob bekannt oder nicht. Bei dem monatlichen Workshopformat »Open Mic« werfen Komponist*innen auf Zettel notierte Werke, Fragmente oder Ideen wortwörtlich in einen Hut, die dann zu Beginn einer jeder Session ausgelost und anschließend mit dem Ensemble gemeinsam öffentlich geprobt und diskutiert werden. Ob sich aus den Begegnungen langfristige Kollaborationen ergeben, ist nicht absehbar. Die Tür dazu wird aber geöffnet. Auch bei »Adoptions« geht es um eine Öffnung des Repertoires und die Förderung junger Komponist*innen. Dabei schreibt das Ensemble Kompositionsaufträge aus und lädt junge Komponist*innen ein, Werke für die spezielle Besetzung des Ensembles zu schreiben. Darauf aufbauend strebt Adapter eine tiefer gehende Einbindung in den Entstehungsprozess der Werke im engen Dialog mit den Komponist*innen an. Dieses Vorgehen ist wesentlich für die individuelle künstlerische Identität des Ensembles.

Die diskursive Arbeitsweise dient dabei nicht nur der Repertoirebildung, sondern auch dem Abbau von Distanz zwischen Instrumentalist*innen und Komponist*innen, zwischen Künstler*innen und Rezipient*innen. Das Ensemble regt offene Diskussionen an und setzt sich für Aufführungsformate ohne Berührungsängste ein.

Am 4. November ist das Ensemble bei der Harvard Group for New Music in Boston zu Gast und wird vom 16. bis 19. November beim Luxemburger Festival für zeitgenössische Musik rainy days zu hören sein. In Berlin lädt das Ensemble am 8. November zum nächsten »Open Mic« und am 14. Dezember zu »Adoptions« ins ExRotaprint ein.

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