Thema des ersten Abends war die Frage »Wer ist Klangkunst?«. Als erste Antwort darauf stellten sich alle persönlich vor: Klangkünstler*innen, Performer*innen, Musiker*innen, Kurator*innen, Komponist*innen, Galerist*innen, Konzertveranstalter*innen, Techniker*innen. Die Vorstellungsrunde machte deutlich, wie komplex und vielfältig die Berliner Klangkunstszene ist. Die anschließende Diskussion konzentrierte sich auf die Frage, woran es der Klangkunst in Berlin derzeit fehlt, damit sie von einem größeren Publikum wahrgenommen wird. Einig war man sich, dass mehr noch als die Gelder, die natürlich immer fehlen bzw. zu gering sind, Räume benötigt werden: Ausstellungs- und Präsentationsräume sowie Produktionsräume, also Ateliers und Studios, aber auch Häuser mit Räumen, in denen mehrere Klangarbeiten gleichzeitig präsentiert werden können, ohne dass sie sich gegenseitig stören oder überdecken.
Fast noch wichtiger erschienen allen Anwesenden zwei andere Punkte, zum einen die fehlende Vernetzung zwischen den beteiligten Akteur*innen in der Klangkunst und zum anderen die Schwierigkeit, Klangkunst als eigene musikalische Strömung ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Beides hat mit der besonderen Situation der Klangkunst zu tun. Sie ist eine interdisziplinäre Kunst, die in unterschiedlichsten Künsten und künstlerischen Strömungen wie Musik, Bildender Kunst und Clubszene präsent ist, ohne dass diese Felder sich berühren oder vernetzen, so dass man häufig nicht einmal voneinander weiß.
Mit diesen Eindrücken, Ideen und Fragen ging es eine Woche später in die nächste Diskussionsrunde. Eingeladen waren die Klangkünstler*innen Stefan Roigk und Steffi Weismann, die der Künstlergruppe Errant Sound angehören, der Kurator William Russell von Monom Sound, die Kuratoren und Produzenten Markus Steffens und Carsten Seiffarth von singuhr – projekte sowie Gregor Hotz vom Musikfonds – Kamila Metwaly von der Galerie savvy contemporary fehlte wegen Krankheit. Gregor Hotz betonte in seinem Statement eine große Stärke der Klangkunst: Sie ist in der Lage, an fast allen möglichen Orten ein Publikum anzusprechen, das mit zeitgenössischer Kunst nicht vertraut ist. Förderer, Senat und Öffentlichkeit warten deshalb darauf, so Hotz, dass die Klangkunst sich in der Öffentlichkeit stärker präsentiert. Im folgenden Gespräch entwarf man gemeinsam eine Wunschliste für die Klangkunst: Gefordert wurde ein eigenes Ressort für Klangkunst beim Senat; eine dritte Ausgabe des Festivals Sonambiente nach den ersten beiden 1996 und 2006 oder aber eine Berliner Biennale für Klangkunst; einen Ort im öffentlichen Raum, der regelmäßig mit Klangkunst bespielt werden könnte; ein Haus für Klangkunst (die Alte Münze?); eine Beratungsstelle für Klangkünstler*innen, die in Räumen, Gebäuden und Einrichtungen von Großunternehmen wie etwa der BVG oder Vattenfall ein Klangkunstprojekt realisieren wollen.
Diese Wunschliste war keineswegs allgemeiner Konsens, im Gegenteil jede einzelne Forderung wurde kontrovers diskutiert. Doch die Intensität der Diskussion machte noch einmal deutlich, was der Klangkunst derzeit vor allem fehlt: Möglichkeiten zum Austausch untereinander und zur Vernetzung. Allgemeine Zustimmung fand deshalb die Idee, die Gesprächsrunden fortzusetzen. Die inm ist bereit, diesen Meinungsbildungsprozess zu begleiten und zu unterstützen. Die Initiative dazu muss jetzt aber aus der Klangkunstszene selbst kommen. Ein Ziel sollte der Kontakt mit der Senatsverwaltung sein, um Wege zur Realisierung der eigenen Forderungen zu suchen. Denn das haben die gut besuchten Diskussionsabende zur Klangkunst gezeigt:
Die Klangkunstszene in Berlin ist groß und ungemein vielfältig!